Mythen der E-Mobilität – Laden & Reichweite

Lesezeit: 5 Minuten

Zwei zentrale Themen, die besonders oft zu Diskussionen führen sind das Laden und die Reichweite. Ist es nicht unpraktisch so lange bei der Tankstelle zu stehen und überhaupt komme ich mit einem E-Auto ohne Stopp an mein Ziel? Im E-Mobilitäts-Mythencheck hat sich lebenswelten diese beiden Themen genauer angesehen.

Inhaltsverzeichnis

Die neue Art des Tankens

Durch den Umstieg in die Elektromobilität ändert sich das Konzept des „Tankens“ grundlegend. Das Laden wird dabei stärker in den Alltag integriert, da 80 bis 90 Prozent der Ladevorgänge entweder zuhause oder am Arbeitsplatz erfolgen. Im Eigenheim ist dafür ein eigener Stellplatz plus Stromanschluss notwendig, wo dann ganz einfach eine Wallbox montiert werden kann. Dank des geltenden Right-to-Plug können auch in Mehrparteien-Häusern Einzelladestationen mit einer Ladeleistung von bis zu 5,5 kW ohne explizite Zustimmung der weiteren Eigentümer:innen angeschlossen werden. Gleichzeitig bauen immer mehr Unternehmen das Angebot auch von Ladestationen auf Firmenparkplätzen aus, die auf für Privatpersonen nutzbar sind. Dadurch passiert das Laden einfach „nebenbei“ während der Arbeit.

 

Laden eines E-Autos © Georg Kukuvec/Salzburg AG
Laden passiert oft während anderen Tätigkeiten nachgegangen wird, wie Arbeiten oder Einkaufen - also quasi nebenbei.

Öffentliches Laden und E-Roaming

Die Anzahl an öffentlich zugänglichen Ladestationen bzw. -punkten wird in Österreich stetig ausgebaut. Mit Stand Q3 2022 gibt es dabei rund 15.000 öffentliche Ladepunkte, die eine sehr gute Versorgung sicherstellen. Damit der Zugang zu diesen Ladelösungen der diversen Anbietern möglichst einfach gestaltet wird, bietet etwa auch das Green Tech Unternehmen Salzburg AG eine Ladekarte an, die nicht nur an eigenen Ladesäulen funktioniert sondern durch sogenanntes E-Roaming auch bei anderen Anbietern in ganz Österreich. Aktuell wird dabei in den meisten Fällen mit einer Zeitabrechnung gearbeitet, bei der die effiziente Nutzung von Ladepunkten im Vordergrund steht. In Zukunft soll die Leistungsabrechnung nach kWh kommen. Dabei wird die geladene Energiemenge plus einer Stellgebühr zusammen gerechnet. So werden die Stationen nicht zu lange blockiert und gleichzeitig die Kosten möglichst fair und transparent gehalten. Auch in der EU wird das Ladenetz fleißig ausgebaut, um auch das Reisen mit dem E-Auto leichter und attraktiver zu gestalten. Seit Ende 2022 stehen dabei mehr als 377.000 öffentliche Ladestationen zur Verfügung. (1)

Steigende Reichweiten und dynamische Entwicklung

Ein zentraler Knackpunkt für die Akzeptanz von E-Autos ist neben der Frage des Ladens auch jene der Reichweite der Fahrzeuge. Wie weit komme ich, ohne nachladen zu müssen? Die dynamische Entwicklung von Akkus in Sachen Energiedichte und Reichweiten bringt eine kontinuierliche Steigerung mit sich, auch wenn mit konventionell angetriebenen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor aktuell oft noch – abhängig vom Fassungsvermögen des Tanks – größere Reichweiten erzielt werden können. Wichtig für die Zukunft ist, dass sich Elektrofahrzeuge mit sehr diversen Batteriekapazitäten entwickeln: von 30 kWh (Reichweite rund 200 bis 250 km) bis hin zu über 90 kWh (Reichweite von mehr als 450 km) – je nach Anforderung der Nutzer:innen. Diese Herstellerangaben sind unter standardisierten Bedingungen ‚erfahren‘ und hängen natürlich von diversen Faktoren wie der Fahrweise oder Fahrgeschwindigkeit sowie den Witterungs- und Streckenverhältnissen (Topographie) ab. Besonders im Winter kann die tatsächlich erzielbare Reichweite etwa um bis zu ein Drittel niedriger sein, als die Herstellerangabe.

Durchschnittliche Wege und der Anreiz zu kleineren Akkus

Betrachtet man die Statistik so steht der Nutzung eines E-Autos auch mit einer kleineren Batteriekapazität nichts im Wege. 96 Prozent aller Wege an einem Werktag bzw. 92 Prozent aller Wege an einem Sonn- oder Feiertag sind kürzer als 50 km. Diese lassen sich auch mit den aktuell kleinsten vorhandenen Akkus problemlos bewältigen. Zusätzlich bringt das zahlreiche Vorteile: Je kleiner der verbaute Akku, desto leichter und damit kostengünstiger ist das Fahrzeug. Nicht nur in der Anschaffung, sondern auch im weiteren Betrieb, da das geringere Fahrzeuggewicht weniger Energieeinsatz bzw. Stromeinsatz benötigt. Auch werden dadurch weniger Rohstoffe verwendet und die Ökobilanz wird deutlich schneller ‚grün‘. Auch Mittel- oder Langstrecken können durch das stetig ausgebaute Netz an Schnellladestationen im In- und Ausland gut bewältigt werden. Gerade bei langen Strecken sollte ohnehin – egal welche Fahrzeugart gewählt wird – mindestens eine kurze Pause eingeplant werden, zum Füße vertreten, Kaffeetrinken oder für kurze Essenspausen – parallel lädt dann auch das Auto ganz entspannt.

Mit dem neuen ‚Tanken‘ entwickelt sich auch ein neuer Umgang mit diesem Prozess. So können durch das Laden zuhause oder am Arbeitsplatz viele klassische Tankvorgänge sprich Ladesäulenbesuche vermieden werden. Zudem werden auch die Batteriekapazitäten immer effizienter und geeigneter für jene Fahrer:innen, die wirklich viele Langstrecken zurücklegen müssen.

Ähnliche Beiträge

Bernhard Strasser, Leiter Charge Infrastruktur Salzburg Netz GmbH © Salzburg AG

BEÖ Podcast – Wie das Laden komfortabler wird

Im BEÖ-Podcast elektromobil dreht sich alles um die vielseitige Welt der E-Mobilität. In Folge 16 ist Bernhard Strasser, Leiter der Charge Infrastruktur der Salzburg Netz GmbH, zu Gast.

Weiterlesen