Unsere Welt wird mit jedem Tag digitaler. Wie gehen wir die stetig wachsenden Herausforderungen an und mit welchen Methoden kommen Teams in einer so dynamischen Zeiten zum Erfolg? Wie Kristijan Jarc, Head of Digital Solutions bei der Salzburg AG, das in seinem Verantwortungsbereich macht und wieso kein Weg an einer zunehmend Software-basierten Welt vorbeiführt, könnt ihr in diesem Interview nachlesen.
lebenswelten: Deine Ausbildung bzw. Erfahrung hast du zu großen Teilen im Bereich Maschinenbau bzw. High-Tech gesammelt. Was hat dich zur Salzburg AG geführt?
Kristijan Jarc: Genau, ich war zuvor insgesamt 18 Jahre im internationalen Robotics-Business tätig. Dort habe ich diverse Rollen ausgefüllt, Teams mit rund 120 Mitarbeiter:innen – verteilt über den ganzen Globus – geführt und die Digitalisierung durch innovative Entwicklung vorangetrieben. Als ich dann 2018 nach Salzburg gegangen bin, kam oft die Frage – warum? Für mich war klar, ich möchte etwas Neues sehen und die Energiewirtschaft ist es geworden, weil ich überzeugt bin, dass dort die Zukunft liegt. Themen wie der Klimawandel oder erneuerbare, dezentrale Energieerzeugung prägen unser heutiges wie auch zukünftiges Handeln.
lebenswelten: Die Business Unit DR (Digital Solutions, Responsibility & Transformation) ist bei diesen Zukunftsthemen am Puls der Zeit. Welcher Fokus wird dabei gesetzt?
Kristijan Jarc: Im Zentrum stehen stets zwei Grundsätze: Digitalisierung und Nachhaltigkeit. In meinen Teams gibt es zwei Fokusthemen, das „Internet of Energy“ und „One Face to the Customer“. Bei ersterem geht es darum einen digitalen Baukasten für Energie- und Nachhaltigkeitsservices aufzubauen und zur Verfügung zu stellen. Wir entwickeln laufend neue Geschäftsideen, wie etwa ENOX.share für Energiegemeinschaften, um das Thema der dezentralen Energieproduktion zu unterstützen. Die entstehenden Produkte sollen möglichst einfach und weit skalierbar sein. Bei „One Face to the Customer“ arbeiten wir an einem einheitlichen und zusammengeführten Auftritt der Salzburg AG. Die Idee ist, dass alle unsere Services durch eine einzige App ähnlich der Georg App von der Sparkasse, unseren Kunden erreicht. Seit Dezember 2022 sind wir durch eine Doppelspitze mit Daniela Kinz um die Themen CSR (Corporate Social Responsibility) sowie Organisationsentwicklung und -transformation gewachsen. Damit wir all diese diversen Ziele bestmöglich erreichen, arbeiten wir in unseren Teams sehr stark mit agilen Arbeitsmethoden.
lebenswelten: Was kann man sich unter diesen agilen Arbeitsmethoden vorstellen und warum werden sie bei euch benötigt?
Kristijan Jarc: Bei uns ergeben sich agile Arbeitsmethoden allein schon durch die Komplexität der Themen. Wir arbeiten stark crossfunktional um das Thema Kundenzentriertheit weiterzuentwickeln. Die Zusammensetzung des Teams ist sehr divers – 10 Nationen bei einem Frauenanteil von fast 50 Prozent. Damit kommen unterschiedliche Hintergründe und Erfahrungen zusammen – dass hier 9-to-5 nicht der richtige Weg ist, liegt auf der Hand. Wir ermöglichen wo es nur geht flexible Arbeitszeiten, da dies in der digitalen Branche erwartet wird. Es ist herausfordernd die Balance zwischen Rahmenbedingungen und einer maximalen Flexibilität zu finden. Eine Erleichterung ist, dass wir nach gelieferten Ergebnissen, sogenannten OKRs (Objectives and Key Results – Schlüsselergebnisse) messen, die jeweils im Quartalsrhythmus definiert werden. Damit so ein System funktionieren kann, arbeiten wir in unseren Teams eben agil: mit maximaler Flexibilität, minimalen Hierarchien und übertragener Verantwortung. Das ist natürlich für alle eine Herausforderung, da ein sehr partnerschaftliches Verhältnis herrscht bzw. ein Expertenpool besteht, der auf Augenhöhe zusammenarbeitet. Dabei steht das Einbringen von Ideen sowie ein gemeinsames, lösungszentriertes Arbeiten ganz klar im Fokus.
lebenswelten: Wie kommt es zu dieser starken Diversität in euren Teams?
Kristijan Jarc: Ein wichtiger Faktor dabei ist unser Ziel „not more of the same“ zu haben, sprich immer wieder Expert:innen aus mit unterschiedlichsten Backgrounds zusammen zu bringen, um deren diverse Erfahrungsschätze zu nutzen. Andererseits könnten wir viele Stellen auch gar nicht besetzen, wenn wir die Personalsuche nur auf das Bundesland Salzburg begrenzen. Aufgrund der Arbeitsmarktsituation kommen ganz natürlich viele Talente von weiter weg und oftmals aufgrund gewisser benötigter Spezialisierungen eben auch aus dem Ausland. So entstehen unsere kultur-, sprach- und erfahrungsdiversen Teams, die gemeinsam an den digitalen Lösungen der Zukunft arbeiten. Selbstverständlich bringt das auch immer wieder neue Herausforderungen für alle Beteiligten mit sich.
lebenswelten: Wie geht ihr mit diesen Herausforderungen um?
Kristijan Jarc: Grundsätzlich erwarten wir, dass alle Personen, die zur Salzburg AG kommen auch Deutsch lernen, um die Integration vor Ort zu fördern. Gerade Dokumentationen, Präsentationen oder auch Meetings sind bei uns jedoch vorwiegend auf Englisch. Das ist aber auch ein Wettbewerbsvorteil, da wir dadurch ohne große Hürden auf einen viel größeren Lieferantenpool zurückgreifen können und die Chance haben Expert:innen aus ganz Europa einzubeziehen. Innerhalb der Salzburg AG sind die sprachlichen Unterschiede immer wieder eine Herausforderung. Sowohl für die neuen Kolleg:innen, als auch für die bestehenden internen Prozesse. Oftmals sind Themen nur in Deutsch beschrieben oder es gibt Berührungsängste mit Englisch. Mit gegenseitiger Wertschätzung und Vertrauen erreichen wir, dass sich alle wohl fühlen und ein produktives Arbeitsklima geschaffen wird.
lebenswelten: Ihr arbeitet ja bei allen Produkten sehr stark kundenorientiert – siehst du das als Grundvoraussetzung im digitalen Bereich?
Kristijan Jarc: Wir sind ganz fest überzeugt, dass das beste Feedback nur von unseren Kund:innen kommen kann. Customer Experience steht bei allen Prozessen stets im Fokus. Nur durch diesen Input wissen wir, welche Funktionen noch fehlen und in welchen Bereichen sich unsere Produkte weiterentwickeln müssen. Das benötigt gerade bei den Energieversorgern – aufgrund der sich wandelnden Anforderungen und dem Wunsch nach mehr Mitwirkung seitens Kund:innen (Prosumer) – noch einen Paradigmenwechsel. Unsere Produkte werden zunehmend digitaler und dadurch müssen sie auch – solange ihr Lebenszyklus am Markt besteht – stetig weiterentwickelt werden. Bei Software kann man nicht einfach anhalten und sagen „so, das ist fertig“, denn sie lebt und unterliegt einem ständigen Wandel. Gerade für Kolleg:innen, die nicht aus diesem Bereich kommen ist das oft schwierig nachzuvollziehen, da es bei klassischen Projekten einen definierten Start und ein ganz klares Ende gibt und wir bei Produkten vom Lifecyle sprechen.
lebenswelten: Die Salzburg AG verfolgt als Green Tech Unternehmen eine besondere Mission. Worauf muss hier der Fokus liegen, um künftig erfolgreich zu sein?
Kristijan Jarc: Es gibt die spannende Aussage „Software rules the world“. Sie beschreibt sehr gut, dass Prozesse und Aufgaben immer stärker digitalisiert und automatisiert werden und dieser Fortschritt nicht übersehen werden darf. Heutzutage funktioniert vieles über Software, in den diversesten Geschäftsbereichen, vom Produktionsstandort bis hin zum Ausbau der Ladeinfrastruktur. Digitalisierung ist ein zentraler Schritt um zukunftsfähig zu bleiben und unsere diversen Geschäftsfelder langfristig abzusichern. Nachhaltigkeit bestimmt unser Handeln und eine möglichst CO2-neutrale Energieproduktion ist und bleibt stets der Kern unserer Unternehmens-DNA. Dabei werden wir durch den Klimawandel, zunehmende Anforderungen seitens Politik (Green Deal) sowie Kund:innen angespornt. Der Weg in eine klimaneutrale Zukunft kann dabei nur gefunden werden, wenn sowohl der Ausbau von erneuerbarer Energie vorangetrieben wird, als auch die begleitende Software stetig (weiter-)entwickelt wird. Wir sehen uns in der Enabler-Rolle, da wir die Salzburg AG dabei unterstützen noch viel Software-zentrierter zu agieren und damit den Schritt in eine nachhaltige Zukunft zu setzen.
Weitere Einblicke in die Mission und Vision der digitalen Innovationsabteilung „Digital Solutions, Responsibility and Transformation“ bei der Salzburg AG gibt es im folgenden Video.