Windkraft in Österreich: Fakten zur Windenergie & Windräder

Lesezeit: 7 Minuten

In Österreich helfen fast 1.500 Windkraftanlagen dabei, die Energiewende voranzutreiben. Etwa 12 Prozent des landesweiten Stromverbrauchs werden so jährlich gedeckt. Neben den ökologischen sprechen auch ökonomische Gründe für die Windkraftbranche: Sie trägt zur regionalen Wertschöpfung bei und schafft Beschäftigung.

Welches Potenzial ist für neue Anlagen vorhanden? Welche Herausforderungen gibt es beim Ausbau? Und wo wird die meisten Windenergie erzeugt? Antworten auf diese Fragen und viele mehr bekommst du im Folgenden.  

Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Januar 2024 gab es in Österreich 1.426 Windkraftanlagen mit ca. 4.000 Megawatt Gesamtleistung. Im Ländervergleich produzieren Niederösterreich und das Burgenland den meisten Strom aus Wind.
  • Jährlich werden dadurch 4,5 Millionen Tonnen CO2 eingespart.
  • Im Vorjahr wurden rund 9 Terrawattstunden (TWh) Windstrom erzeugt. Damit können die Hälfte aller österreichischen Haushalte (rund 2,5 Mio.) ein Jahr lang mit Strom versorgt werden.
  • Windräder tragen besonders im Winter zur Versorgungssicherheit und Energieunabhängigkeit bei.

Warum wird Windkraft neben Wasserkraft & Photovoltaik gebraucht?

In den Wintermonaten erzeugen PV- und Wasserkraftanlagen in Österreich aufgrund jahreszeitlich schwankender Witterungsbedingungen weniger Strom. Bei der Windkraft ist es anders: Weil hierzulande verstärkt Wind in der kalten Jahreszeit weht, ist die Stromerzeugung aus Windenergieanlagen sogar um 70 Prozent höher als im restlichen Jahr. Das macht sie zu einem wichtigen Baustein für die Energieunabhängigkeit und trägt zur Versorgungssicherheit im ganzen Land bei.

Vorteile von Windkraft

Im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energiegewinnungsformen:

  • Geringster Flächenverbrauch: Fundament braucht nur wenig Platz.
  • Langfristig am günstigsten, aufgrund sehr geringer Stromgestehungskosten (durchschnittlichen Kosten, die für die Produktion einer Kilowattstunde Strom über die gesamte Lebensdauer einer Anlage anfallen)
  • Energie wird auch in der Nacht & im Winter produziert
  • Niedrigste Lebenszyklusemissionen

 

„Wenn der Standort gut ist, ist Windenergie die günstigste Form der Energiebereitstellung für uns als Gesellschaft“, bestätigt Ulrich Kirchmayr, Projektentwickler für Windenergie bei der Salzburg AG.

Windkraftpotenzial im ganzen Land gegeben

Entgegen früheren Meinungen gibt es in ganz Österreich genug Windpotenziale für die Stromerzeugung. Einen guten Standort macht aus, dass der Wind gleichmäßig und ohne große Turbulenzen weht. Er ist gut zugänglich und hat eine Netzinfrastruktur.

Einige Regionen eignen sich aus topographischer Sicht daher besser für die Errichtung eines Windkraftwerks als andere. So sind Standorte im Flach- und Hügelland der Bundesländer im Osten leichter zu finden und zu erschließen als in den Bergregionen. Dennoch bieten diese an ausgewählten Stellen gute Voraussetzungen für die Errichtung von Windrädern.

Windräder im Sonnenuntergang ©Victoria Marzullo/Pexels
Das Potential für Windkraft ist in ganz Österreich groß. Aktuell stehen jedoch hauptsächlich im Osten welche. ©Victoria Marzullo/Pexels

Windkraft-Spitzenerzeuger im Osten

Die Spitzenreiter in der Windstromerzeugung sind Niederösterreich und das Burgenland. Mit etwas Abstand steht an dritter Stelle die Steiermark.

Niederösterreich

Mehr als die Hälfte der gesamten österreichischen Windstromproduktion stammt aus Niederösterreich. Fast 800 Windkraftwerke erzeugen hier jährlich 4,8 TWh elektrische Energie. Damit könnte die ÖBB oder die Stadt Linz mehr als zwei Jahre ihren Stromverbrauch decken.

Zudem ist Niederösterreich der Windkraft-Pionier des Landes: Bereits 1994 wurde hier das erste Windrad Österreichs gebaut.

Burgenland

Gemessen am Verhältnis der Windradanzahl zur Fläche ist das Burgenland mit 460 Anlagen österreichischer Top-Erzeuger. Es wird sogar mehr Energie (3,25 TWh) erzeugt als die Burgenländer:innen selbst benötigen, was dem Nachbarbundesland Wien zugutekommt.

Steiermark

Im grünen Herzen Österreichs produzieren 118 Windenergiewerke jährlich rund 700 Gigawattstunden (GWh) Energie. Das ist der Jahresstrombedarf von rund 200.000 Haushalten.

Windkraftwerke in Oberösterreich, Kärnten & Wien

  • Jährlich erzeugen in Oberösterreich 31 Windräder 115 GWh sauberen Strom. Das reicht für 32.000 Haushalte im Jahr aus.
  • In Wien gibt es 18 Windparks mit einer Gesamtleistung von 217 MW
  • In den Kärntner Bezirken Hermagor und Wolfsberg stehen 10 Windkraftanlagen. Jährlich erzeugen sie 64 GWh Strom. Das ist gleichzusetzen mit dem Strombedarf von 18.000 Haushalte pro Jahr.

Windenergie in Salzburg

Salzburg liegt mit einem Anteil von 48 Prozent an erneuerbarer Energie am Gesamtenergieverbrauch im Bundesländervergleich auf den zweiten Platz. Windenergie wird bis dato jedoch noch keine erzeugt. Bis 2040 sollen aber rund 250 GWh produziert werden.

Windstandorte in Prüfung im Bundesland Salzburg. ©Salzburg AG
In Salzburg befinden sich aktuell mehrer potentielle Windstandorte in der Prüfung. ©Salzburg AG

Erschwerte Standortsuche

Aufgrund der einzigartigen topografischen Bedingungen ist die Standortsuche in Salzburg besonders herausfordernd. Im Berggelände können Windanlagen nicht flächendeckend errichtet werden. Geeignete Standorte müssen durch aufwändige Prüfungen und Messungen ermittelt werden, was viele Jahre Planung bedeutet. So kann es von Windmessungen bis zu einem fertigen Windrad rund 8 Jahre dauern.

Mehrere Windkraftstandorte aktuell in Prüfung

Windenergieprojekte werden derzeit an verschiedenen Salzburger Standorten geprüft wie z.B. am Lehmberg im Flachgau. Das Windparkprojekt am Winsfeld im Pongau ist eines der vielversprechendsten, da es kurz vor der Einreichung der Umweltverträglichkeitsprüfung  

Um eine Gesamtübersicht auf die vorhandenen Windpotenziale in allen Salzburger Gauen zu kommen, sind im nächsten Schritt weitere Windmessungen notwendig.

Die Salzburg AG arbeitet mit Hochdruck daran, die Windenergie auch in unserem Bundesland in die Realität umzusetzen. Denn sie ist ein wichtiger Teil der Energiewende und aus dem künftigen Erzeugungsmix nicht wegzudenken.

Windradloser Westen

In Vorarlberg und Tirol gibt es bislang keine Großwindräder. Aktuell werden verschiedene Möglichkeiten wie z.B. ein Windpark am Patscherkofel in Innsbruck geprüft.

Ausbaupläne

Während die Verbreitung von PV-Anlagen sich in den letzten fünf Jahren verzehnfacht hat und Wasserkraft schon stark erschlossen ist, geht der Ausbau von Windanlagen langsamer voran. 

Bei jedem neuen Projekt in Österreich werden viele Jahre in die Standortsuche und Planung investiert, sodass der Windpark in Einklang mit Natur und Mensch realisiert wird. Sehr strenge Umweltauflagen müssen eingehalten werden.

Windkraft-Ausbauziel zur Erreichung der Klimaziele

Bis zum Jahr 2030 soll in Österreich nur noch Strom aus erneuerbaren Energiequellen genutzt werden. Ein Viertel des Strombedarf soll dabei bis 2030 aus Windkraftanlagen stammen (aktuell sind es rund 12 Prozent).

Rückenwind für den Ausbau gibt es daher von der österreichischen Bundesregierung: Mithilfe des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz wurden 70 neue Windkraftanlagen allein 2023 gefördert. Um die Klimaziele zu erreichen, ist auch in den nächsten Jahren der Bau von weiteren Anlagen notwendig und geplant.

Häufig gestellte Fragen

Wie viel Strom erzeugt die Windkraft in Österreich?
Im Jahr 2023 wurden ca. 9 TWh Strom erzeugt, was etwa 12 Prozent des gesamten Jahresverbrauch sind.

 

Wie viele Windräder gibt es in Österreich?
Im Januar 2024 gab es in Österreich 1.426 Windkraftanlagen.

 

Welches österreichische Bundesland hat die meisten Windkraftanlagen?
In totalen Zahlen liegt Niederösterreich mit fast 800 Windrädern vorne. Gemessen am Verhältnis der Windradanzahl zur Fläche ist das Burgenland mit mehr als 460 Anlagen Spitzenreiter.

 

Was ist der Unterschied zwischen einer Windkraftanlage und einem Windrad?
Umgangssprachlich werden Windräder oft als Synonym für Windkraftanlagen verwendet. Aus technischer Sicht ist Windkraft- oder Windenergieanlage der treffendere Begriff. Damit ist das gesamte System, das aus mehreren Komponenten (z.B. Rotorblätter, Nabe, Gondel, Turm, Fundament) besteht, gemeint.

 

Wo stand das erste Windrad in Österreich?
Das erste Windrad wurde im Jahr 1994 im Marchfeld (NÖ) gebaut.

 

Gibt es im Westen Österreichs Windenergieanlagen?
Die westlichste Windkraftanlage Österreichs steht am Kärntner Plöckenpass nahe der italienischen Staatsgrenze. In Salzburg, Tirol und Vorarlberg gibt es noch keine . Mögliche Standorte werden aktuell überprüft. Weiter Details zu den Windmessungen in Salzburg findest du hier.

 

Ist in Österreich die Erzeugung von Windenergie sinnvoll?
Ja, für die Erreichung der Klimaziele und für die Energiewende ist die Stromproduktion durch Wind erforderlich. Laut Windatlas gibt es im ganzen Land Flächen, die sich für die Windkraftnutzung eignen.

 

Für wie viel Wertschöpfung sorgt die heimische Windkraft?
An jedem Windrad wird mit circa 8,4 Millionen Euro profitiert. Im Jahr 2022 betrug der Umsatz der österreichischen Windkraftbranche ca. 2,2 Milliarden Euro  bei mehr als 6.000 Beschäftigten.

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