Auf einer riesigen Fläche in Eugendorf zeigt sich, welche Potenziale im Sonnenstrom stecken. Anders als gewohnt befinden sich die PV-Paneele dort nicht auf einem Dach, sondern auf einer Wiese, wo sie noch dazu als Zäune aufgestellt sind. Diese spezielle Bauweise macht sich doppelt bezahlt: Der Grund darunter ist weiterhin landwirtschaftlich nutzbar und nebenbei lässt sich auch noch Sonnenenergie „ernten“. Mit der Crowdinvesting-Plattform investinggreen.at hat die Eugendorfer Bevölkerung die Möglichkeit, sich bei dieser größten vertikalen Agri-PV-Anlage im Bundesland Salzburg zu beteiligen.
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Photovoltaik hat in den vergangenen Jahren einen besonders starken Aufschwung erlebt. Egal, wohin man blickt: Auf vielen Dächern von Einfamilienhäusern oder Gewerbebetrieben sowie öffentlichen Bauten sieht man mittlerweile PV-Paneele in der Sonne glänzen. Um die Energiewende zu schaffen, müssen allerdings alle verfügbaren Ressourcen genutzt werden. Abseits von Hausdächern gibt es viele weitere Möglichkeiten, Sonnenstrom zu gewinnen. Eine davon ist, auf Freiflächen eine sogenannte Agri-PV-Anlage zu errichten. Beim Sonnen.Park in Eugendorf geht man diesen innovativen Weg.
PV braucht kein Dach
Das Projekt ist eine Initiative der Salzburg AG gemeinsam mit der Marktgemeinde Eugendorf und einem privaten Grundeigentümer. 60.000 Quadratmeter umfasst die Fläche einer ehemaligen Bodenaushubdeponie, die nun doppelt sinnvoll genutzt wird. Projektleiter Markus Kraus von der Salzburg AG erklärt bei einem Lokalaugenschein vor Ort, was diesen so besonders macht: „Wir errichten in Eugendorf die größte Agri-PV-Freiflächenanlage im Bundesland Salzburg. Dabei setzen wir auf spezielle Solarzäune, die auf beiden Seiten Strom erzeugen.“ Entwickelt wurde diese neue Technologie von Next2Sun. Geschäftsführer Bernhard Stöckl sagt: „Die Großanlage in Eugendorf zeigt, was mit Photovoltaik alles möglich ist und wie gut eine Mehrfachnutzung funktioniert.“
Kaum Versiegelung
Denn die Solarzäune sind nicht irgendwie, sondern in Reihen senkrecht aufgeständert angeordnet und werden mit rund 4.500 PV-Modulen bestückt, die sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite Energie produzieren. Dabei handelt es sich um spezielle Glasmodule (= bifaziale Module), die beidseitig lichtempfindlich sind. „Die Reihen wurden ganz gezielt in einem Abstand von neun Metern errichtet. Dadurch ist eine relativ uneingeschränkte Bewirtschaftung möglich. Außerdem werfen die Zäune keinen Schatten aufeinander“, hält Markus Kraus fest. Weniger als zwei Prozent der Fläche wurden bei der Errichtung dieser Solarzäune verbraucht. Der Grund wurde somit nicht versiegelt, sondern kann weiterhin als Mähwiese genutzt werden. Denn genau darum geht es bei Agri-PV: Anders als konventionell errichtete PV-Freiflächenanlagen steht hier ein doppelter Nutzen im Vordergrund: Grünlandbewirtschaftung und Stromgewinnung. Bernhard Stöckl von Next2Sun hält fest: „Wir brauchen die Landwirtschaft und wir brauchen Strom. Beides lässt sich mit unserem vertikalen Agri-PV-System sinnvoll kombinieren.“
Interessantes Forschungsprojekt
Im Sonnen.Park Eugendorf passiert aber noch viel mehr. Er ist auch ein spannendes Forschungsprojekt. Es wird dort nämlich untersucht, wie groß der Ertrag der neuen Agri-PV-Technologie im Vergleich zu konventionellen PV-Freiflächenanlagen ist. Deshalb befindet sich auf einem kleinen Teil der Fläche eine herkömmliche PV-Anlage, die für Vergleichszwecke errichtet wurde. Markus Kraus zeigt sie uns und erklärt: „Man sagt immer, dass der beste Ertrag bei einer nach Süden hin ausgerichteten Anlage mit 30 Grad ist. Das stimmt allerdings nur bedingt.“ Denn: Derartige Anlagen erzeugen zwar zu Mittag den meisten Strom, nicht aber dann, wenn ihn viele Menschen brauchen: in den Morgen- und Abendstunden. Anders funktioniert die neue, innovative Agri-PV mit den Zaunreihen. „Der Vorteil der bifazialen Module sind die von Norden nach Süden verlaufenden Reihen. Dadurch können wir die Morgen- und Abendsonne einfangen“, so der Projektleiter. Auch im Winter profitiert man von dieser speziellen Anordnung: Auf den vertikal errichteten Zaunpaneelen bleibt so gut wie kein Schnee liegen. Am Boden hingegen reflektiert dieser das Sonnenlicht, was positive Auswirkungen auf die Leistung hat. Solche Entwicklungen machen Photovoltaik zunehmend zu einer Ganzjahreslösung. In Summe erwarten sich die Projektverantwortlichen daher mehr Ertrag von der neuen Bauweise.
Schutz von Fauna und Flora
Neben dem Energieertrag wird im Sonnen.Park Eugendorf gemeinsam mit externen Partner:innen auch die Bodenbeschaffenheit genau analysiert. „Wir vergleichen die Unterschiede bei der Bewirtschaftung der zwei verschiedenen PV-Systeme und die jeweiligen Auswirkungen auf die Biodiversität“, so Markus Kraus. Schließlich sind die PV-Zäune ein guter Schattenspender und können sich positiv auf die Vielfalt der Flora auswirken. Zusätzlich werden Wanderkorridore mit Gehölz- und Blühstreifen sowie Biotop- und Biodiversitätsflächen errichtet. So können Tiere weiterhin die Anlage queren.
Beteiligung über Crowdfunding
Geplant ist, dass der Sonnen.Park Eugendorf im ersten Quartal 2024 in Betrieb geht und mit 2,6 Millionen Kilowattstunden Jahreserzeugung Strom in der Größenordnung von 650 durchschnittlichen Haushalten liefert. Die Bürger:innen von Eugendorf hatten auch die Chance, selbst einen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Die Salzburg AG hatt ihnen die Möglichkeit geboten, sich über die CrowdinvestingBeim Crowdinvesting, auch „Schwarmfinanzierung“ genannt, handelt es sich um eine innovative Finanzierungsform. Eine größere Zahl von Geldgebern, die Investor:innen, beteiligen sich an der Aufbringung des… Plattform investing green an der lokalen Agri-PV zu beteiligen.
Das alles macht den Sonnen.Park Eugendorf zu einem Leuchtturmprojekt. Es zeigt, wie sich die ambitionierten Energieziele im Einklang mit einer bewussten Nutzung von Freiflächen verwirklichen lassen.
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