„Nachhaltigkeit bedeutet klüger, nicht weniger“ lautet eine der vier Zukunftsthesen zum Megatrend Neo-Ökologie des Zukunftinstituts. „Die Neo-Ökologie der Zukunft richtet sich auf eine neue Art des Verbrauchs aus: weg von der Verknappungsmaxime, hin zu einem intelligent-nachhaltigen Umgang mit Ressourcen.“
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„Durch die großen Glasflächen habe ich das Gefühl draußen zu leben. Das ist herrlich“, schwärmt Renée Schroeder vom Leierhof, gelegen auf 1.100 Metern Seehöhe über der Gemeinde Abtenau im Tennengau. Ein krasser Gegensatz zu ihrem Leben als Universitätsprofessorin für Biochemie in den Städten New York und Wien. Auch ihr Forschungsschwerpunkt hat sich verändert: weg von der menschlichen RNA hin zu den wilden Kräutern auf den Wiesen rund um den Leierhof. Das sind Magerwiesen, sie werden weder maschinell bearbeitet noch gemäht. Mulch und alte Pflanzen bedecken den Boden. Das schützt vor Trockenheit, wie in den letzten Sommern. Die Wiesen sind feuchter, grüner und dienen vielen Insekten als Heimat.
„Ich pflücke alle Kräuter händisch. Dabei habe ich eine goldene Regel: Ich ernte nur jede dritte Pflanze und davon ein Drittel“, beschreibt Renée Schroeder ihre nachhaltige Art des Wirtschaftens.
Direkt vom Landwirt
Die Gier und der ständige Drang die Nummer eins zu sein, gehören für Renée Schroeder zu den Hauptproblemen des heutigen Menschen. Angesichts der 82 Millionen, die jedes Jahr zur Weltbevölkerung dazukommen, braucht es veränderte Denkmuster und andere Wirtschaftsformen. „Es kann nicht sein, dass Produzenten von Kleidern, Milch, Fleisch im Vergleich zum Händler viel weniger bekommen. Nachhaltiges Wirtschaften heißt für mich, den Hersteller wieder in den Vordergrund rücken. Haben Leute zu einer bestimmten Pflanze Wünsche, überlege ich mir einen Tee oder eine Creme. Das macht mir Spaß. Mir geht es um das Wissen sammeln, um die Kräuter und nicht darum, aus einem Produkt das Maximum, sprich viel Geld herauszuholen. Das wäre nicht nachhaltig, da müsste ich ja meine Wiesen ausbeuten“, so die Kräuterbäuerin, die am Leierhof auch einen eigenen Hofladen betreibt.
Geschichten vom Garten
Der Bezug zu den Lebensmitteln und zu den Landwirten ist auch für den Bio-Koch Christian Fleiss das A und O in seinem Beruf: „Bio ist für mich Einstellungssache. Sie verunreinigen kein Grundwasser, vergiften keinen Boden. Gemüse ohne Kunstdünger lagert weniger Wasser ein und hat so ein Vielfaches an Geschmack. Aber auch der Inhalt ist entscheidend. Ein Stück Fleisch von einem Tier, das gutes Weidefutter hatte, viel in der Sonne war, ohne Angst gestorben ist, hat einen ganz anderen Energielevel. Da genügt ein kleines Stück und du bist satt.“ Fleisch, Fisch, Gemüse holt er sich seit vielen Jahren persönlich von regionalen Betrieben. „Ich bin überzeugt, dass mehr Bewusstsein für hochwertige Lebensmittel, den Konsum verändert. So wandert weniger Essen in den Müll.“
200.000 Tonnen an vermeidbaren Lebensmitteln landen jährlich nur von privaten Haushalten im Müll. Das ergab eine Prüfung des Rechnungshofes 2021. Nichts verschwenden ist daher in der Zero-Waste-Küche von Christian Fleiss ein Muss. Themen, wie der enorme ökologische Fußabdruck von Rindfleisch löst auch in seinen Koch-Workshops immer wieder Diskussionen aus. Für ihn liegt die Verantwortung beim Käufer. Je mehr Regionalität in einem Lebensmittel steckt, desto klimaverträglich ist es.