Um den sicheren Betrieb von Wasserkraftwerken zu gewährleisten, führt die Salzburg AG regelmäßige Revisionen durch. In St. Johann im Pongau lief in den Wintermonaten eine besonders große, bei der die Techniker sogar das Laufrad ausgebaut haben. Nur rund alle 30 Jahre taucht es aus den Tiefen des Wassers auf. lebenswelten hat sich vor Ort umgesehen.
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Wer die Maschinenhalle des Kraftwerkes St. Johann betritt, sieht etwas, das es nur alle paar Jahrzehnte zu bestaunen gibt: Das Laufrad der Turbine ist auf einen großen Arbeitsbock gespannt. Die vier riesigen Schaufeln sind frisch poliert und glänzen. Zuletzt war dieses Rad mit einem Durchmesser von 3,6 Metern Anfang der 90er-Jahre bei der Errichtung der Anlage komplett freigelegt. Seither hat sich das zwölf Tonnen schwere Bauteil unaufhörlich im Strom des Wassers gedreht und den 80 Tonnen schweren Generator angetrieben – über 30 Jahre lang.
Das Laufrad ist – wie viele andere Teile der Anlage – einer hohen Belastung ausgesetzt. Um die Versorgungssicherheit zu garantieren, behält die Salzburg AG ihre Kraftwerke gut im Blick: Alle drei Jahre etwa gibt es kleinere Inspektionen und alle sechs Jahre eine Überprüfung des eingebauten Laufrades. „Aufgrund dieser Erkenntnisse planen wir große Maßnahmen wie diese jetzt. Das ist wie bei einem Auto, wo auch nach einer gewissen Kilometerzahl zum Beispiel das Öl zu tauschen ist“, erklärt Partieleiter Ferdinand Huber. Nicht erneuert, sondern aufbereitet wurde auch hier das Öl, allerdings gleich 6.000 Liter. Es kann anschließend wiederverwendet und muss nicht entsorgt werden. Dies war allerdings nur ein kleiner Aspekt der Revision. Herausfordernder waren andere Arbeiten.
Eng, dunkel, laut
Das führt uns zurück zum Laufrad bzw. dem Ort, wo es sich normalerweise dreht: einige Stockwerke tiefer im Herzen des Wasserkraftwerkes. Hier hört man das Wasser durch die zweite Kaplan-Rohrturbine rauschen. Sie wurde im Vorjahr ebenso einer Revision unterzogen. 100.000 Liter pro Sekunde – also 100 gefüllte Würfel mit einem Meter Länge, Breite und Höhe – bringen das Laufrad zum Drehen und setzen den angekoppelten Generator mit einer Drehzahl von 150 Umdrehungen pro Minute in Bewegung. Es dröhnt und das eigene Wort ist kaum zu verstehen. Durch die Leitschaufeln des Leitapparats schlüpfen einige Techniker in das Innere der Maschine – jenen Bereich, wo normalerweise das Wasser durchströmt. Für die Revision musste die Turbine allerdings trockengelegt werden. Es ist stockdunkel und etwas beklemmend. Schließlich befindet sich hinter den hohen Dammtafeln aus Stahl das meterhohe, aufgestaute Wasser der Mittleren Salzach. Alleine das Anbringen dieser Absperrungen war eine äußerst sensible Arbeit und erforderte viel Know-how. „Ein Industrietaucher hat vorab mit speziellen Geräten überprüft, ob diese sicher angebracht werden können“, erklärt Werksleiter Manfred Findenig. Er und sein Team sind wesentlich bei der Revision eingebunden. Denn jedes Kraftwerk hat seine Besonderheiten. Und genau diese kennt die Betriebsführung vor Ort am besten.
Eingespieltes, erfahrenes Team
Besonders war auch die Revision der Kühlanlage: Beim Überprüfen der Kühlschlangen im Generatorenfuß war viel Improvisationstalent notwendig. Ein Kran hätte keinen Platz, was die Arbeit sehr aufwendig gemacht hat. Um die Herausforderungen zu bewältigen, brauchte es ein eingespieltes Team. „Einer alleine ist nichts. Wir müssen uns auf die anderen blind verlassen können“, bestätigt der Partieführer Ferdinand Huber. Zusammenarbeit bekommt bei der Tätigkeit auf engstem Raum eine andere Bedeutung.
Und Zusammenarbeit ist auch notwendig, um den Ausbau erneuerbarer Energien weiter voranzutreiben und die Energiewende zu schaffen.
Einen Blick hinter die Kulissen der Revision im Kraftwerk St. Johann hat auch Salzburg AG TV geworfen. Hier findest du einzigartige Einblicke: