In den nächsten zehn Jahren verabschiedet sich der stärkste Geburtenjahrgang der sogenannten Babyboomer in die Pension. Gehen in normalen Jahren an die 100.000 Menschen in Österreich in den Ruhestand, wird es in diesem Zeitraum ein Vielfaches sein. Die Pensionierungswelle wird auch viel Wissen aus den Unternehmen spülen. Praktisches Wissen – erworben durch Erfahrung. lebenswelten hat beim Green Tech-Unternehmen Salzburg AG ein konkretes Beispiel gefunden, wie dieses Wissen im Unternehmen bleibt und das ganz nebenbei.
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Auf der Baustelle herrscht Hochbetrieb. Schließlich soll bis zum Sommer 2023 das Biomasse-Heizkraftwerk Siezenheim II fertig sein und in Betrieb gehen. Das Kraftwerk ist ein wichtiger Meilenstein in der CO2-neutralen Fernwärmeversorgung der Stadt Salzburg. Damit das auch gelingt, sind drei Männer der Salzburg AG im vollen Einsatz: Wolfgang Fliegel, Andreas Meixner, Maximilian Medek. 37, 30 und 2 sind die Zahlen, würde man die Jahre an Berufserfahrung den Namen zuordnen. Die beiden Erstgenannten bewältigen seit vielen Jahren die Betriebsführung, Neuplanung und Errichtung der Fernwärme-Kraftwerke der Salzburg AG. Max, wie Maximilian Medek auf der Baustelle von allen genannt wird, ist im Traineeprogramm der Salzburg AG samt einem Bachelor in Energie-, Verkehr- und Umweltmanagement und einem Master in Energy- and Transportmanagement mit Schwerpunkt auf Energymanagement der FH Joanneum in Kapfenberg. „Dort habe ich viel in der Theorie gelernt, etwa Turbinentechnik und wie man alles berechnet. Spezifisches Wissen zur Projektrealisierung und anschließender Betriebsführung kann man aber nur durch praktisches Umsetzen aufbauen. Das erlebe ich hier jeden Tag“, so der Jungspund aus der Runde. „Genau diese praxisbezogene Erfahrung soll er jetzt machen, aber quasi mit einem Sicherheitsnetz aus Wissen und Qualitätsbewusstsein durch uns“, sind sich Wolfgang Fliegel und Andreas Meixner einig. Durch die tägliche gemeinsame Arbeit werden die wertvollen Anlagenbau-Erfahrungen aus Jahrzehnten ganz nebenbei weitergegeben.
„Seit über 30 Jahren plane, baue und betreibe ich thermische Kraftwerke. Die Situation hier bei dem Projekt ist für Max ganz ideal. Er lernt von der Pike auf ein neues Kraftwerk kennen. Da ist die Bauphase ganz entscheidend, denn in einem fertigen Kraftwerk lassen sich manche Funktionen nur schwer nachvollziehen. Die ganze Situation erinnert mich oft an meine eigene Anfangsphase mit einem Unterschied: Auch Max muss alleine im kalten Wasser schwimmen, aber er weiß wo der Rettungsring ist, wird es mal brenzlig“, erzählt Andreas Meixner und weiter: „Das alles ist aber keine Einbahnstraße. Max bringt seine exzellenten Englischkenntnisse in die Projektarbeit mit dem finnischen Anlagenlieferanten hier auf der Baustelle in Siezenheim ein. Da fungiert er zum Teil auch als Dolmetscher. Was bedeutet, er muss immer wieder nachfragen, um es dann exakt übersetzen zu können. Ein großer Vorteil, weil er damit sehr viel von unserer Erfahrung mitnehmen kann. Wichtig für uns sind im Gegenzug sein Einsatzwille, sein nicht betrieblich eingeengtes theoretisches Wissen, seine Kenntnisse im Umgang mit digitalen Medien und seine Kontakte, die er durch das Traineeprogramm im Unternehmen erworben hat. Das ist für eine Zusammenarbeit auf kurzem Wege ganz wichtig. Mein Netzwerk ist im wahrsten Sinne des Wortes in die Jahre gekommen und teilweise schon weg. Gegenseitige Anerkennung, vorgelebtes Troubleshooting im Projektumfeld, strukturierte Projektarbeit – so profitieren im Team alle voneinander.“
"Techniker plauschen nicht, sie tun."
Googelt man nach dieser Art von Wissenstransfer kommt man an dem Begriff ‚altersgemischte Teams‘ nicht vorbei. Sie haben viele Vorteile für den Erfahrungsaustausch. Durch die gemeinsame Arbeit findet der Wissenstransfer quasi von selbst statt. Jüngere sammeln schneller Praxiserfahrung durch das Wissen der Älteren, die vom aktuellen theoretischen Wissensstand der Jüngeren wiederum profitieren. Damit verfügen solche Teams über ein enormes Potential, die Innovationskraft eines Unternehmens zu unterstützen. „Der Bau eines solchen Kraftwerkes passiert nur alle Jahrzehnte. Das ist eine riesige Chance für mich. Außerdem ist es mir persönlich wichtig, die DekarbonisierungDekarbonisierung (auch Entkarbonisierung) beschreibt eine Energiewirtschaft, die sich darauf konzentriert, auf lange Sicht gänzlich ohne Kohlenstoff auszukommen. Der hier angestrebte Umstieg auf erneuerbare Energieträger (Sonne,… voranzutreiben, damit wir die Energiewende schaffen. Ich möchte im Leben etwas machen, das Bedeutung hat. Ich drücke mich nicht vor Verantwortung, sondern versuche Probleme zu erkennen und zu lösen“, beschreibt Max seine Motivation bei der Salzburg AG zu arbeiten.
Damit sind wir bei einem weiteren Punkt, den es bei altersgemischten Teams zu beachten gilt. Da deren Nutzen davon abhängt, wie das Team zusammengesetzt und geführt wird. Gute Führung und offene Kommunikation sind entscheidend, um die positiven Aspekte von altersgemischten Teams voll auszuschöpfen. „Da braucht es Engagement, Interesse, ein gutes Grundwissen, welches bei Max enorm ist und dann braucht es Fragen und Antworten. Das Wissen der Erfahrung liegt oftmals in den Schubladen ganz unten, weil es für einen selbst ja nichts mehr Besonderes ist. Daher sind Fragen zu Problemstellungen und erlebte Umsetzung ganz wichtig, um diesen Wissensvorsprung abholen zu können. Das macht Max. Er ist gut strukturiert und ein Mann, der anpackt. Techniker plauschen nicht, sie tun. Mit einer Laissez-fair-Haltung kommt man in der Branche nicht weiter“, so Wolfgang Fliegel. Dieses enorme Wissen wollen er und Andreas Meixner – der, wie es Wolfgang Fliegel ausdrückt „die Kraftwerke im Schlaf plant und betreibt“ – an Max weitergeben. So profitieren alle, ganz besonders das Unternehmen und deren Kunden.