Die Mitarbeiter:innen der Salzburg Linien Verkehrsbetriebe GmbH (SLV) sind bald in einem neuen Gewand unterwegs. In einem mehrstufigen Prozess mit Einbindung der Träger:innen wurde eine neue Dienstkleidungskollektion definiert und mit Sommer 2024 ausgerollt. Der neue Look ist schick und modern – passend zur Festspielstadt Salzburg – und kommt gut an. lebenswelten sprach mit Robert Mayer, Department Leitung Management System und Tobias Schuster aus dem Projektteam darüber, wie die einzelnen Schritte im Projekt waren.
Inhaltsverzeichnis
Projektstart und Befragung
lebenswelten: Was war der Auslöser für die Entwicklung einer neuen Dienstkleidung?
Robert: Ganz einfach: Unsere Rahmenzeit der letzten Ausschreibung war erschöpft, es musste etwas Neues her. Initiiert wurde das Projekt von unserer Geschäftsführerin Gerlinde Hagler in ihrer alten Funktion, dann ist das Thema 2022 zu uns gewandert.
Tobias: In einem ersten Schritt haben wir einen analogen Fragebogen an alle Uniformtrager:innen ausgeteilt. Darin wurden Meinungen und Bedürfnisse in Bezug auf eine täglich zu tragende Dienstkleidung abgefragt. Diese Befragung startete Ende April 2022, dauerte bis Mitte Juni und brachte knapp 180 Rückmeldungen. Daraus konnten zentrale Kriterien für die Ausschreibung abgeleitet werden.
lebenswelten: Welche Aspekte haben die Mitarbeiter:innen beispielsweise hervorgehoben?
Tobias: Es hat sich deutlich gezeigt, dass die Kolleg:innen wegwollten vom starren Uniformstil. Die Schulterklappen hatten einen eher militärischen Touch – das ist nicht mehr gewünscht. Ein weiterer Punkt war die größtmögliche Flexibilität bei Nachbestellungen und Lieferzeiten. Auch hochwertige und haltbare Stoffe sowie mehr Wahlmöglichkeiten wurden nachgefragt, da die Mitarbeiter:innen lange Fahrtzeiten darin verbringen.
Robert: Besonders die Damen haben den Punkt mehr spezielle Damenartikel angesprochen. Die alte Dienstkleidung war sehr „herrenlastig“ und der einzige Unterschied war die Farbe der Hose und ein Kleid, das speziell für unsere weiblichen Mitarbeiter:innen reserviert war. Da die Frauenquote in der SLV stetig steigt, war uns klar – das muss angepackt werden.
Marktrecherche und Auswahlprozess
lebenswelten: Wie seit ihr das Thema nach der Befragung angegangen?
Tobias: Es gab insgesamt zwei Ausschreibungen. Die erste war stilistisch lockerer, aber sehr an der vorherigen Uniform angelehnt. Mangels Wettbewerb mussten wir diese zurückziehen. Auf Nachfrage wurde uns mitgeteilt, dass wir für solche Sonderanfertigungen einfach zu geringe Stückzahlen haben, um einen vernünftigen Preis zu erzielen.
Robert: Durch intensive Marktrecherchen sind wir dann auf die NOS-Artikel („Never out of Stock“) gestoßen. Diese sind über einen langen Zeitraum gleichbleibende Produkte. Hier gibt es zwar Einschränkungen, was Stil und Farben betrifft, aber dafür eine Größenkonsistenz und stetige Verfügbarkeit. Dies war ebenfalls ein zentrales Feedback aus der Befragung. Wir haben recherchiert, welche Händler:innen uns das benötigte Produktportfolio bieten können. Aus mehreren Bewerbern gingen schlussendlich drei Bieter in die finale Verhandlungsrunde und stellten ihre Musterkollektionen vor.
Tobias: Die NOS-Produkte sind uns hier beim Vorhaben entgegengekommen, den starren Kleidungsstil aufzubrechen, zu modernisieren und bewusst Rangunterschiede zu entfernen. Denn jede:r in Dienstkleidung gehört dazu – egal ob es die Geschäftsführung, eine Obuslenker:in oder ein:e Kolleg:in von der Lokalbahn ist. Nach Außen, zu den Fahrgästen hin wollen wir als ein einheitliches Team auftreten. Zusätzlich stärkt dies auch das Zusammengehörigkeitsgefühl.
lebenswelten: Wie stark waren die Mitarbeiter:innen in den Auswahlprozess eingebunden?
Robert: Die Mitarbeiter:innen haben maßgeblich entschieden, wie die neue Dienstkleidung aussieht! Ausgewählte Tester:innen aus dem Bereich Obus, Pinzgauer & Salzburger Lokalbahn – je Mann und Frau – haben die Teile der zugeschickten Musterkollektionen getestet, getragen und mit Punkten bewertet. Das hat auch manchmal überfordert, da sie so etwas noch nie zuvor gemacht haben.
Tobias: Das Feedback der Mitarbeiter:innen war wirklich der Entscheidungsfaktor! Die Musterkollektionen wurden initial von einer Expert:innen-Kommission – bestehend aus Geschäftsführung, Betriebsrat sowie zentralen Schlüsselfiguren aus dem Fahrtbetrieb – bewertet. Doch der Tragetest der Mitarbeiter:innen und deren Punktevergabe hat schlussendlich entschieden, wie die Dienstkleidung nun aussieht.
Erstes Feedback und Styleguide
lebenswelten: Wie ist das erste Feedback der Mitarbeiter:innen zur neuen Dienstkleidung?
Tobias: Im April 2024 haben wir eine Roadshow durchgeführt, um die neue Kollektion vorzustellen. Die Mitarbeiter:innen konnten an unseren drei Betriebsstätten – in der Plainstraße, in der Alpenstraße sowie in Zell am See – die Kleidung anprobieren und sich direkt ein „Willkommenspaket“ bestellen. Die neuen Farboptionen kommen auch gut an. Da es bei NOS-Artikeln nur eine begrenzte Auswahl gibt haben wir uns hierbei für Schwarz, Weiß, Grau, Dunkelblau und – etwas farbmutiger – Weinrot entschieden. Über 450 Pakete werden gerade zusammengestellt und an die Kolleg:innen verschickt – bis Ende August 2024 sollten alle den neuen Look zur Verfügung haben.
Robert: Was auch wirklich positiv angemerkt wurde: Alle Hemden und Blusen sind von Seidensticker. Das heißt dem Anspruch der hohen Qualität kommen wir auf jeden Fall nach. Wir haben neben dem klassischen Sakko, Gilet und Hemd ein paar legerer Artikel in den Katalog aufgenommen. Das sind einmal T-Shirts, Chino-Hosen, Jogg-Pants sowie ein Long-Cardigan. Zusätzlich haben wir noch eine Baseballkappe ergänzt. So bieten wir eine breite Palette sowohl klassisch elegant, als auch ein bisschen lockerer – je nach Geschmack der Mitarbeiter:innen.
lebenswelten: Wie unterstützt ihr eure Mitarbeiter:innen bei den vielen Wahlmöglichkeiten?
Tobias: Teil des Willkommenspakets ist ein Styling-Guide. In dem sind alle Kollektionsstücke dargestellt inklusive Pflegeanleitung sowie Kombinationsvorschlägen. Zudem gibt es auch allgemeine Informationen zur Dienstkleidung: Wir sehen sie als unsere Visitenkarte, daher braucht es auch ein paar Richtlinien im Umgang damit. Damit haben die Kolleg:innen immer etwas in der Hand und können bei Unsicherheiten einfach nachschlagen.
Robert: Wir haben im Grundausstattungspaket geändert, dass keine Krawatte und kein Tuch mehr drinnen sind. Bewusst etwas legerer, um die steife Idee einer Uniform aufzubrechen. Selbstverständlich gibt es diese Produkte und sie können kostenlos bei der Führungskraft abgeholt werden. Das ist auch eine nette Einladung mal wieder in Kontakt zu treten.
Nachhaltigkeit und nächste Schritte
lebenswelten: Welche Rolle hat das Thema Nachhaltigkeit bei diesem Projekt gespielt?
Robert: Wir haben selbstverständlich darauf geachtet, dass unsere neuen Bekleidungsartikel nachhaltig ausgezeichnet sind, etwa durch das OEKO-TEX® STANDARD 100-Zertifikat. Zusätzlich haben wir eine Übergangszeit für die alten Uniformen bis 2027 definiert. Einige Kolleg:innen haben gerade erst etwas bestellt oder noch Kleidungsstücke, die gut in Schuss sind. Diese können weiterverwendet werden. Daher haben wir auch darauf geachtet, dass die neue Dienstkleidung prinzipiell farblich gut zur alten passt. So können die Stücke auch im Arbeitsalltag einfach kombiniert werden.
Tobias: Im zweiten Schritt erarbeiten wir gerade ein Recycling-Konzept, bei dem die Dienstkleidung am Arbeitsort fachgerecht zurückgegeben werden kann. Hier sind wir noch in der Prüfung, was sich hier gut eignet bzw. welche Materialien wie wiederverwertet werden können. Denn dieser Nachhaltigkeitsgedanke kam nicht nur aus dem Projektteam heraus, sondern war auch ein wichtiger Punkt aus der Mitarbeiter:innen-Befragung.
lebenswelten: Wie geht es jetzt weiter bzw. was sind die nächsten Schritte?
Robert: Wenn die erste Bestellrunde durch ist, machen wir eine Evaluierung. Welche Artikel sind gut gegangen, welche waren weniger nachgefragt? Was brauchen die Mitarbeiter:innen noch? Das wird ein Prozess der stetigen Weiterentwicklung, um den Bedürfnissen unserer Kolleg:innen nachzukommen.
Tobias: Was auch sehr spannend ist: Während unserer Recherche sind wir auf befreundete Fahrdienstleister zugegangen um zu erfahren, wie diese ihren Dienstkleidungsprozess aufgesetzt haben. Inzwischen bekommen wir im Gegenzug Anfragen von anderen Unternehmen, wie denn das bei uns gelaufen ist. Es ist schön sich mit anderen über verschiedene Erfahrungen aus diesem Prozess auszutauschen.
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