Große Zukunftsthemen wie Klimaschutz können wir nur durch engagiertes Netzwerken stemmen. Wie das in der Praxis funktionieren kann, zeigt myflexbox: Das junge Unternehmen revolutioniert die Paketzustellung im urbanen Raum mit einem innovativen System, das viel Zeit, Geld und CO2 einspart. Im Interview verraten die drei kreativen Köpfe hinter myflexbox ihre Vision einer smarten Logistik, die umweltfreundlich, komfortabel und offen für alle ist.
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Der Klassiker: Man bestellt im Onlineshop, findet im Briefkasten aber statt des heiß ersehnten Pakets nur einen schnöden Abholschein, weil man wieder mal den Zusteller verpasst hat. Und muss dann kilometerweit fahren, um an seine Ware zu kommen.
Die sogenannte „Last Mile“, also der Weg eines Pakets von der Zustellbasis bis zur Haustür, ist für alle Beteiligten ein ebenso lästiges wie teures Problem. Auf diesem letzten Streckenabschnitt fallen nicht nur die Hälfte der gesamten Transportkosten, sondern auch gewaltige CO2-Emissionen an.
Pakete nehmen eine Abkürzung
Mit der innovativen Lösung von Jonathan Grothaus, Lukas Wieser und Peter Klima nehmen die Pakete quasi eine Abkürzung: myflexbox verknüpft eine smarte Online-Plattform mit dezentralen Selfservice-Paketstationen.
myflexbox ist Technologieführer in Europa und Pionier. Das innovative Netzwerk ist offen für alle. Mehrere verschiedene Zustelldienste nutzen so ein einziges System. Die direkte Verbindung mit den Schnittstellen der Paketdienstleister garantiert höchste Sicherheit und Effizienz. Das spart allen Beteiligten beim Liefern, Abholen und Retournieren enorm viel Zeit, Stress und Geld – und außerdem noch tonnenweise CO2, weil unnötige Fahrten ausbleiben.
Inzwischen tritt das ehemalige Corporate Startup der Salzburg AG als eigenständiges Unternehmen auf und hat sich mit seinem nachhaltigen Smart-Locker-Service zu einem Technologieführer in der urbanen Last-Mile-Logistik entwickelt. Renommierte Paketdienstleister wie UPS oder DPD kooperieren mit myflexbox genauso wie große Standortpartner, darunter Supermarktketten (Lidl etc.), Tankstellen, Stadtwerke und Wohnbauträger.
Über 500 myflexbox-Standorte in Österreich
2019 wurde in Salzburg mit 5 Smart-Lockern gestartet, mittlerweile gibt es mehr als 500 myflexbox-Paketstationen in ganz Österreich. Bis 2025 soll sich diese Anzahl verdoppeln und damit ein flächendeckendes Netz im Land aufgebaut werden.
Im Vorjahr hat myflexbox den schwierigen Markteinstieg in Deutschland geschafft, das Team von 16 auf 70 Mitarbeiter:innen vergrößert und für die weiteren Ausbaupläne stolze 75 Millionen Euro Investment-Kapital eingesammelt. Das Publikum der Medien-Plattform TrendingTopics.eu hat myflexbox zum „Startup of the Year 2023“ in der Kategorie „Logistics“ gewählt.
Im Interview verraten die drei Unternehmensgründer ihr Erfolgsgeheimnis und ihre Zukunftsvision einer Logistik, die smart, nachhaltig und lernfähig ist.
lebenswelten: Wie ist die Idee zu myflexbox entstanden?
Jonathan Grothaus: Bei der Paketzustellung gibt es ein riesiges Marktproblem. Das Paketvolumen wird sich laut Prognosen in den nächsten fünf Jahren weltweit verdoppeln. Für die Paketdienstleister wird es immer schwieriger, das zu bewältigen, die Infrastruktur der Städte ist jetzt schon am Limit.
Wir haben gesehen, dass man hier mit einem Smart-Locker-Netzwerk helfen könnte, und mit dieser Grundidee 2018 die interne Innovation Challenge der Salzburg AG gewonnen. Als Green Tech Company war die Salzburg AG für uns anfangs ein idealer Partner, gleichzeitig haben wir 1:1 auf die Werte des Unternehmens eingezahlt.
„Können ungeheuren Nutzen stiften“
lebenswelten: Warum ist die „Last Mile“ in der Logistik so problematisch?
Peter Klima: In Zeiten von e-Commerce wird viel bestellt und auch wieder zurückgeschickt. Die Last Mile ist beim Paketversand das letzte Stück, der Weg vom Verteilzentrum bis zur Haustür. Es gibt auch die First Mile, wenn Kund:innen zum Beispiel Retouren abgeben.
Beide Abschnitte sind sehr ineffizient, auf dem letzten Weg muss jede Empfangsadresse einzeln angefahren werden. Hier können wir ungeheuren Nutzen stiften. Die Paketdienstleister sparen mit unserem System viel Zeit und unnötige Wege.
lebenswelten: Wie funktioniert myflexbox in der Praxis?
Peter Klima: Wir bieten dezentrale Standorte für die direkte Einlagerung und Abholung von Paketen. Der wichtigste Vorteil für Empfänger:innen ist, dass sie für dieses Service nichts bezahlen müssen und es 24/7 nutzen können.
Man kann beim Bestellen im Onlineshop oder bei einem Zustelldienst unseren Smart-Locker als Abholort wählen. Dadurch ist man nicht an Öffnungszeiten eines Paketshops gebunden, weder beim Abholen noch beim Abwickeln von Retouren über myflexbox.
lebenswelten: Was macht euer System so innovativ?
Jonathan Grothaus: Die Anbieter klassischer Abholstationen, zum Beispiel die Post oder Amazon, bauen Schließfachsysteme nur für ihre eigenen Services. Unser USP ist, dass wir eine neutrale Plattform bieten, die für alle Dienstleister offen zugänglich ist, vom großen Player bis zum kleinen lokalen Händler.
Lukas Wieser: EU-Präsidentin Ursula von der Leyen sagt, bis 2040 müssen wir 90 Prozent CO2 reduzieren. Da macht es doch keinen Sinn, wenn jeder seine eigenen Paketboxen aufstellt.
Wir bauen eine zeitgemäße Infrastruktur, die jeder nutzen kann. Unser System ist wirtschaftlich und ökologisch nachhaltig. Und es ist auch sozial nachhaltig, weil wir die Fahrer:innen entlasten, deren Arbeit in Stoßzeiten sehr stressig ist.
Bis zu 2,2 Tonnen CO2 pro Paketbox einsparen
lebenswelten: Welche Vorteile hat euer System in Bezug auf DekarbonisierungDekarbonisierung (auch Entkarbonisierung) beschreibt eine Energiewirtschaft, die sich darauf konzentriert, auf lange Sicht gänzlich ohne Kohlenstoff auszukommen. Der hier angestrebte Umstieg auf erneuerbare Energieträger (Sonne,…?
Lukas Wieser: Die Zustellung bis zur Haustür ist sehr CO2-lastig. Wenn ein:e Fahrer:in mit einzelnen Paketen mehrere Adressen anfahren muss, kostet das auch viel Zeit. Es ist viel effizienter, wenn an einer myflexbox-Station gleich zehn Pakete auf einmal abgeliefert werden. Laut Branchenstudien können wir pro Standort bis zu 2,2 Tonnen CO2 einsparen.
Jonathan Grothaus: Ein Smart-Locker spart bis zu 70 Prozent der Wege, das ist Nachhaltigkeit zum Anfassen! Wenn ich als Paketempfänger nicht mehr durch die ganze Stadt zu einem Paketshop fahren muss, spare ich nicht nur CO2, sondern auch Zeit. Das bedeutet für mich mehr Lebensqualität.
Weniger Verkehr in der Smart City
lebenswelten: Wie passt myflexbox in das Konzept der Smart City?
Jonathan Grothaus: Wir wollen Städte lebenswerter zu machen mit einer Infrastruktur, die inklusiv ist, aber auch jeden Tag dazulernt und mit den Anforderungen mitwächst. Morgen kommt vielleicht ein Telekom-Dienst dazu, übermorgen ist mein Biobauer von nebenan dabei usw.
So funktioniert Klimaschutz im Smart City-Kontext: Weniger Verkehr und Staus, mehr Platz und Services für uns. Unser Standortnetz soll so dicht sein, dass jeder erkennt: myflexbox ist für mich komfortabler, ich zahle nichts drauf und tue auch noch etwas Gutes für die Umwelt.
lebenswelten: Profitiert auch die lokale Wirtschaft von eurem Service?
Peter Klima: Auch regionale Händler können ihre Ware über unser System zur Kundschaft bringen, auch außerhalb von Ladenöffnungszeiten. Erst kürzlich bekamen wir tolles Feedback von einem Dienstleister, der Abschlussarbeiten für Student:innen druckt und dann in der myflexbox-Station zur Abholung hinterlegt.
Nutzen steigt mit jedem weiteren Service
lebenswelten: Kann myflexbox in einer Smart City der Zukunft noch andere Funktionen übernehmen?
Jonathan Grothaus: Genau darin sehen wir die große Innovation! Wir bauen ein Ökosystem für verschiedene Dienstleister und ihre speziellen Services. So werden die Smart-Locker-Boxen immer attraktiver – für unsere Standort-Partner genauso wie für Endnutzer:innen.
Als Beispiel: Jeder hat daheim eine Bohrmaschine, die er vielleicht nur zweimal im Jahr nutzt – wieso teilen wir uns solche Dinge nicht? Da ist ganz viel in Richtung Nachhaltigkeit möglich!
Lukas Wieser: Wir bekommen auch schon viele Ideen von außen, das ist sehr spannend! Ich wäre zum Beispiel dafür zu haben, dass ich meine Hemden in einer Box deponieren kann und sie zwei Tage später gewaschen und gebügelt zurückbekomme.
Paketboxen im Hausschlapfen-Radius
lebenswelten: Welche Ziele geht myflexbox in nächster Zeit an?
Peter Klima: Unser Ziel ist, für alle im Hausschlapfen-Radius eine myflexbox-Station zu haben. In Österreich ist das schon für eine Million Kund:innen erreicht.
Jetzt wollen wir das Standortnetz in Deutschland aufbauen und als Unternehmen nachhaltig wachsen. Geplant ist auch, eine App zu entwickeln, die etwa anzeigt, wieviel CO2 jemand durch unser System schon eingespart hat.
Nähere Informationen zu myflexbox, den Ausbauplänen sowie eine direkte Möglichkeit für Nachfragen findest du unter myflexbox.com.
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