Seit 83 Jahren fährt der Obus bereits durch Salzburg und bringt die Menschen durch die Stadt – seitdem hat sich vieles getan. Wir geben einen Rückblick auf die Geschichte bis hin zu den aktuellen hoch modernen eObussen. Zudem erzählt Martin Essler im Interview mit lebenswelten aus dem Alltag eines Obus-Fahrers.
Am 1. Oktober 1940 war es so weit, der erste Obus-Abschnitt in der Stadt Salzburg ist in Betrieb genommen worden – vom heutigen Karajanplatz nach Maxglan. Seither werden rund 30 Millionen Fahrgäste jährlich auf dem inzwischen rund 128 km langen Liniennetz bequem und sicher durch die Stadt Salzburg bis in die umliegenden Gemeinden gebracht. Die 12 Linien fahren mit Oberleitung und daher ohne Emissionen und fast geräuschlos auf der Busspur am Stau vorbei. Die Salzburg AG arbeitet dran, die Öffis weiter zu attraktiveren. Ziel ist es wieder im 10-Minuten-Takt fahren zu können. Dafür sucht man vehement neue Obus-Fahrer:innen, die die Kolleg:innen, die jetzt schon hervorragende Arbeit leisten, unterstützen.
Der Salzburger Obus hat seit 1940 stetig an Bedeutung gewonnen, ist er doch ein zentraler Baustein für die Energiewende in Salzburg . Die Obusflotte wird in den nächsten Jahren verstärkt auf die eObusse umgestellt, damit werden im urbanen Gebiet 0% Schadstoffe erzeugt. Bis Ende 2023 sollen insgesamt 42 komplett emissionslose Busse durch Salzburg fahren. Die übrigen fahren auch mit der sauberen Energie der Oberleitung, außer im Notfall bei Umleitungen oder Baustellen, da springt der verbaute Dieselmotor an. Die Fahrzeuge der Firma HESS sind dabei eine entscheidende Bereicherung im Obus-Pool. Sie können mit ihrer leistungsstarken Antriebsbatterie auch Strecken überwinden, bei denen keine Oberleitung vorhanden ist. Dadurch entfällt der Einsatz von fossilen Treibstoffen komplett und die Dynamic Charging Technologie sorgt dafür, dass ausschließlich mit Strom gefahren werden kann. Das Energiemanagement sammelt mittels GPS auch Streckeninformationen, wie Geschwindigkeit, Steigung oder Wetterbedingungen. Damit wird das Ladeverhalten der Batterie gesteuert und es können etwa auch die rund 10 km nach Grödig und zurück der Linie 5 ohne Oberleitung zurückgelegt werden.
Doch wie sieht auch der Alltag der rund 270 Fahrer:innen beim Salzburger Obus aus? lebenswelten hat mit Martin Essler, der seit Juli 2022 bei der Salzburg AG ist, gesprochen und spannende Einblicke in den Alltag beim Salzburger Obus erhalten.
lebenswelten: Wie bist du zum Obus gekommen und was fasziniert dich an deinem Job?
Martin Essler: Bei mir gab es bereits eine Verbindung zum Obus durch meinen Opa, der sehr lange Einsatzleiter war. Ausschlaggebend für meinen Start hier war ein Bekannter, der mir den Job in all seinen Facetten erklärt und auch schmackhaft gemacht hat. Es hat sehr gut geklungen und ich hab mir gedacht, ich probier‘s – zu verlieren hab ich nichts! Jetzt bin ich bereits seit Juli 2022 Teil des Teams. Mit den großen Fahrzeugen durch die oftmals recht enge Innenstadt zu fahren hat für mich einen ganz besonderen Reiz. Und was wirklich toll ist: Kein Tag und kein Dienst ist wie der andere, es gibt immer sehr viel Abwechslung und durch die Arbeit mit den Menschen der Stadt ist auch immer was los.
lebenswelten: Man startet ja erstmal mit der Obus-Fahrer-Ausbildung. Wie war das für dich und was hat dir dabei besonders gefallen?
Martin Essler: Zu Beginn stand für mich die Führerschein-Ausbildung, wo man innerhalb von ca. 9 Wochen den D-Führerschein erlangt, dieser befähigt einen zum Lenken eines Busses. Besonders toll war, dass ich die Räumlichkeiten in der Remise dabei zum Lernen für die theoretische Prüfung nutzen konnte – zuhause mit Frau und Kind ist das etwas schwierig. Und was natürlich richtig toll ist: Bereits in dieser Ausbildungsphase ist man fix angestellt! Nach der Fahrschule folgt die spezifische Obus-Ausbildung, diese dauert dann nochmal ca. 7 Wochen. Wir wurden in kleine Gruppen eingeteilt und konnten so richtig viel Praxiserfahrung sammeln. Die Ausbildner sind immer auf aufkommende Fragen oder Unklarheiten eingegangen – man fühlt sich immer gut aufgehoben. Nach der Abschlussprüfung, sowohl theoretisch als auch praktisch – geht’s schon los. Die ersten 14 Tage startet man mit einer Begleitfahrt, bei der ein routinierter Fahrer mit an Bord ist, der Tipps und Tricks gibt, die zusätzlich Sicherheit geben.
lebenswelten: Was ist das für ein Gefühl mit so einem großen Fahrzeug durch die Stadt Salzburg zu fahren?
Wirklich sehr beeindruckend – man kann sich das zuvor gar nicht vorstellen! So einen rund 18 Meter langen Bus voll mit Fahrgästen durch die Stadt zu bewegen ist schon etwas ganz besonderes. Am Anfang war ich etwas eingeschüchtert davon, doch man wird das Ganze sehr schnell gewohnt und bekommt ins Gefühl, wann man wie stark einlenken muss und ob sich eine Ampel zum Beispiel noch ausgeht. Auch so Engstellen wie das Klausentor sind zu Beginn sehr schwierig zu fahren, aber mit jedem Mal wird auch das leichter. Man entwickelt fast so etwas wie einen siebten Sinn fürs Obusfahren in der Stadt, auch was den Verkehr und mögliche Probleme angeht.
lebenswelten: Wie läuft dein Berufsalltag ab und was sind Highlights für dich?
Martin Essler: Dienstbeginn ist immer/ in der Alpenstraße, wo ich auch erfahre welchen Bus bzw. welche Linie ich an diesem Tag fahre. Zuerst macht man einen Fahrzeugrundgang um zu kontrollieren, ob es Schäden am Fahrzeug gibt oder andere Auffälligkeiten. Danach müssen noch die administrativen Punkte, wie Wagenpass ausfüllen und Fahrerkarte stecken, durchgeführt werden – dann geht’s auch schon los. Während der Fahrt gibt es dann natürlich noch Fahrscheine zu verkaufen, Auskünfte zu geben sowie die Passagiere und den Straßenverkehr stets genau im Blick zu haben. Für mich ist es ein guter Tag, wenn die Fahrgäste fröhlich sind, alle gut ans Ziel kommen und ich meine Pause gemeinsam mit den Kolleg:innen verbringen kann. Man trifft sich an einem der drei Pausenstandorte am Hauptbahnhof, am Hanuschplatz oder in der Alpenstraße und tauscht sich über das Erlebte aus.
lebenswelten: Und wenn doch mal ein Problem auftritt? Wie gehst du dann vor?
Martin Essler: Wir können jederzeit die Leistelle kontaktieren, wenn irgendwas passiert. Die Kolleg:innen sind immer erreichbar und haben einen Überblick über jeden Obus und das Verkehrsaufkommen sowie etwaige Störungen. Sie leiten auch direkt Maßnahmen ein und finden Lösungen für auftretende Probleme. Von der Leitstelle erhalten wir aber auch proaktiv Informationen, was eine gewisse Sicherheit gibt. Das ist schon ein gutes Gefühl zu wissen, dass man nie alleine ist oder im Stich gelassen wird. Im Normalfall gibt’s nicht viel das passieren kann. Am häufigsten ist, dass die Verbindung zur Oberleitung abbricht und man diese – durch einhängen der Stangen – wiederherstellen muss. Oder dass man in einen größeren Stau gerät und die Aufforderung kommt, bei einem Knotenpunkt umzudrehen, damit der Obus wieder im Zeitplan fährt. Man bekommt wenig Druck von oben und kann auch selbst entscheiden. Es ist ein sehr lockeres und freundschaftliches Zusammenarbeiten.
lebenswelten: Was tust du, wenn sich ein Fahrgast auffällig verhält?
Martin Essler: Das kommt zum Glück nicht oft vor. Wenn doch versuche ich die Situation mit etwas Schmäh zu lösen. Da entspannen sich die Leute dann meistens, weil sie merken – der ist ja auch nur ein Mensch. Wenn sie grinsen, dann ist wieder alles gut und sie haben meistens eh schon wieder vergessen warum sie überhaupt grantig waren. Generell ist es für mich ein schöner Teil meiner Arbeit mit den Fahrgästen zu interagieren. Auskunft geben, Fahrkarten verkaufen – mir macht der persönliche Kontakt mit den verschiedensten Menschen einfach Spaß.
lebenswelten: Wie würdest du die Vorteile deines Jobs beim Obus für interessierte Personen beschreiben?
Martin Essler: Was ich super finde ist, man ist sein eigener Chef. Du hast niemanden der dir ständig über die Schulter schaut, sondern dir wird das Vertrauen entgegengebracht, dass du deine Tätigkeit gut ausübst. Zudem sind wir beim Obus wirklich ein super Team, das sich auch jederzeit gegenseitig hilft und unterstützt. Wenn mal was ist, kann man sich drauf verlassen, dass immer jemand für einen da ist – egal ob von der Leitstelle, der sich sofort bemüht dich aus der Ferne zu unterstützen oder auch die Kolleg:innen im Obus auf der anderen Straßenseite, die kurz stehenbleiben und dir helfen. Und was es für mich so besonders macht: Es gibt total viel Abwechslung– kein Tag ist wie der andere. Und es macht auch einfach Spaß mit so großen Fahrzeugen – ein Obus ist 18 Meter lang und 21 Tonnen schwer – durch die Stadt zu fahren. So wird einem bestimmt nie langweilig.
Weitere spannende Einblicke in den Alltag als Obus-Fahrer sowie Hintergründe zur Ausbildung hat auch Salzburg AG TV eingefangen:
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