Erfolgreich ist, wer gemeinsam gewinnt und verliert

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Viktoria Schnaderbeck war 15 Jahre lang als Profifußballerin aktiv. Gespielt hat sie bei den Top-Teams Bayern München, FC Arsenal und Tottenham – neun Jahre davon war sie auch Kapitänin der österreichischen Nationalelf. Nach drei Meistertiteln, einem Pokalsieg, zwei Europameisterschaften und acht Knieoperationen – inklusive hart erkämpfter Comebacks – hat sie 2022 ihre Karriere als Profisportlerin beendet und gibt jetzt ihr Wissen und ihre Erfahrungen als Speakerin und Beraterin an Unternehmen und die Öffentlichkeit weiter.

Inhaltsverzeichnis

Noch während ihrer Profikarriere hat Viki Schnaderbeck mit einem Bachelor in Sportmanagement und einem Master in Wirtschaftspsychologie den Grundstein für die „Karriere nach der Karriere“ gelegt. Mittlerweile teilt sie ihre Erfahrungen über Erfolg, Gewinnerteams, Diversität, Stories aus ihrem bewegten Leben, aber auch über ihren Umgang mit Rückschlägen in Vorträgen und Keynotes. Darüber hinaus ist sie als TV-Expertin für den ORF tätig. Und apropos Leben nach dem Sport: Seit März 2024s sind Viki und ihre Frau Anna Eltern der kleinen Emilie Freda.

Wie sich die Profisportlerin früher für ihre Comebacks motiviert hat und was wir heute von ihren Erfahrungen als Team-Leaderin, aber auch als Teil internationaler Teams, als Gewinnerin, aber auch als Verliererin lernen können, hat sie uns in einem Gespräch erzählt:

 

lebenswelten: Was hat dich eigentlich nach deiner Fußball-Karriere dazu bewogen, vom grünen Rasen auf die Bühne zu wechseln?

Viki Schnaderbeck: (lacht) Das war eigentlich gar nicht geplant. Das hat sich so ergeben: Schon während ich Fußballerin war, musste ich bei Pressekonferenzen vor Leuten oder auch vor dem Bundespräsidenten sprechen. Nach der EURO 2017 gab es dann Anfragen, ob ich Vorträge zu bestimmten Themen halten könnte. Nachdem mein Motto „Gscheid, oder gar ned“ ist, habe ich eine Verletzungspause dafür genutzt, strategisch auszuarbeiten, zu welchen Themen ich etwas zu sagen hätte. Welche Botschaften und Geschichten ich erzählen könnte. Und 2019 – also noch während meiner aktiven Fußballkarriere – bin ich dann zum ersten Mal als Speakerin auf der Bühne gestanden. Und habe gemerkt: Das macht mir Spaß!

Zusammenarbeit im Team

lebenswelten: Du hast ja schon früh an deine „Karriere nach der Karriere“ gedacht …

Viki Schnaderbeck: Ja, da war ich 17, hatte meine erste, schwere Knieverletzung und der Arzt meinte, dass das mit dem Profifußball nichts mehr wird. Da habe ich mir gedacht: Ich brauche einen Plan B. Das mit der Kickerinnenkarriere ist ja dann doch noch was geworden, aber ich habe „nebenbei“ die Matura, eine Berufsausbildung, einen Bachelor in Sportmanagement und einen Master in Wirtschaftspsychologie absolviert. Eine Ehrgeizlerin war ich ja schon immer …

 

lebenswelten: Als Keynote-Speakerin sprichst du auch darüber, was ein Gewinnerteam ausmacht. Kannst du uns ein paar Tipps geben, wie die erfolgreiche Zusammenarbeit im Team gelingt? 

Viki Schnaderbeck: Der Profisport liefert zahlreiche Parallelen zur Wirtschaft und jedem von uns auch Antworten für den Alltag! Ein Grundprinzip, das aber in allen Bereichen gleich ist, lautet: Du kannst nur dann erfolgreich sein, wenn du gemeinsam gewinnst und verlierst. Man braucht Kolleg:innen, auf die man sich verlassen kann – in guten, wie in schlechten Zeiten. In einem Team sollte jeder seine Stärken einbringen können. Das ist ja auch das Coole am Team-Sport: Dass man im Idealfall ein Team hat, in dem jeder seine individuellen Stärken hat und damit vielleicht die Schwächen anderer kompensieren kann. Oder anders gesagt: Es ist gut, in einem Team sehr unterschiedliche Menschen zu heben und diese Unterschiede zu nutzen. Im Laufe meiner Fußballkarriere konnte ich von internationalen und interkulturellen Teams viel lernen – von Kolleg:innen aus verschiedenen Ländern, Kulturen, Sprachräumen, mit verschiedenen Charakteren und Sichtweisen. Ich habe gelernt, dass die besten Teams die sind, in denen jeder seine Eigenheiten und Stärken zu 100 Prozent einbringen kann. Darum ist auch wichtig, in einem Team seine Rolle nach seinen Stärken zu finden und diese wertzuschätzen. Aber: Du brauchst als Team gemeinsame Ziele, bei denen alle in einem Boot sitzen und an einem Strang ziehen, wo jeder Einzelne weiß, was seine Rolle ist. Und, wo aber auch jeder weiß, dass jede Rolle, jeder Einzelne so wertvoll ist, wie der andere.

Ehemalige Profifußballerin und Kapitänin des österreichischen Nationalteams Viktoria Schnaderbeck. ©Georg Kukuvec/Salzburg AG
In ihrem Leben konnte Viktoria Schnaderbeck schon vieles über das Gewinnen, aber auch das Verlieren lernen. ©Georg Kukuvec/Salzburg AG

Rückschläge & Motivation

lebenswelten: Und wenn man doch einmal einen Rückschlag einstecken muss? Was kann man tun?

Viki Schnaderbeck: Grundsätzlich gilt natürlich: Jeder Rückschlag ist individuell – bei mir waren es acht Verletzungen am selben Knie … Aber es gibt da ein paar allgemeingültige Prinzipien. Zum Beispiel, dass man, wenn man über Erfolg spricht, auch über Misserfolg sprechen muss. Denn es gibt keinen Menschen, bei dem es nur bergauf geht. Schon allein, sich das einmal bewusst zu machen, ist der erste Schritt.

 

lebenswelten: Was ist der nächste Schritt? Wie motiviert man sich dann wieder?

Viki Schnaderbeck: Das Wichtigste ist: Man braucht Strategien! Ich habe mir immer selbst Versprechen gegeben. Zum Beispiel, dass ich Emotionen zulasse. Weil ich glaube, dass es wichtig ist, dass man sich selbst eingesteht, dass es einem nicht gut geht und dass man Hilfe braucht. Wenn es einem schlecht geht, sollte man Unterstützung suchen und diese auch annehmen. Ich habe mir immer Menschen zur Seite geholt, die mir helfen, die mir guttun und die an mich glauben. Das können Freund:innen, Kolleg:innen, Mentor:innen oder auch ein:e Chef:in sein. Eine andere Strategie ist, dass man sich Ziele setzt – vor allem kleine, erreichbare Zwischenziele. Das motiviert positiv! Eine weitere Strategie, die für mich ein echter Gamechanger war, ist Dankbarkeit zu üben. Einfach, weil es auch in schlechten Phasen so viel gibt, wofür man dankbar sein kann. Das gibt positive Energie – und genau darum geht´s. Dankbarkeit ändert das Mindset massiv!

Teamplayer Salzburg AG ©Georg Kukuvec/Salzburg AG
Als Teamplayer gilt es, verschiedene Interessen und Ideen der einzelnen Teammitglieder zu erkennen und bestmöglich einzusetzen. ©Georg Kukuvec/Salzburg AG

Mut & ein Blick in die Zukunft

lebenswelten: Du warst in deinem Leben einige Male die Erste oder die Einzige…

Viki Schnaderbeck: …oh ja! Als Kind war ich beim Fußballspielen das einzige Mädchen. Beim FC Arsenal die einzige Österreicherin. 2019 der erste geoutete Fußballprofi des Landes. Zudem noch die erste TV-Expertin beim ORF.

 

lebenswelten: Wie hast du das alles gemeistert? Bist du besonders mutig?

Viki Schnaderbeck: Ja, es ist definitiv Mut. Weil in all diesen Situationen der Mut größer war als die Angst. Denn auch, wenn ich in einer Situation nicht immer zu hundert Prozent weiß, wie sie ausgeht, hält mich das nicht zurück, etwas zu versuchen. Ich hätte das alles nicht machen müssen, aber ich wollte es! Weil ich das Gefühl hatte, damit etwas bewirken zu können. Das ist etwas, das mich antreibt.

 

lebenswelten: Glaubst du, dass du ein Vorbild bist?

Viki Schnaderbeck: Vorreiterin und damit Vorbild. Das geht oft Hand in Hand. Und Vorbild sein zu dürfen, macht mich stolz. Wenn man merkt, dass man die Möglichkeit hat, auch gesellschaftlich etwas zu bewegen, Muster aufzubrechen – und zwar in verschiedenster Hinsicht.

 

lebenswelten: Du bist ja seit etwa einem dreiviertel Jahr Mutter einer kleinen Tochter – was wünschst du dir für ihre Zukunft?

Viki Schnaderbeck: Wir sind ja zum ersten Mal Eltern geworden und da fragt man sich natürlich, was man seinem Kind mitgeben möchte. Wir hoffen, dass wir unsere Tochter in ihren Stärken, Talenten und Interessen unterstützen können und tolerant ihr und ihren Wünschen gegenüber sind. Damit sie einmal machen kann, was sie möchte. Egal, ob sie Wissenschaftlerin, Balletttänzerin oder Fußballerin werden möchte … (schmunzelt). Diese Toleranz und Offenheit würde ich mir gesellschaftlich für alle Kinder erhoffen.

 

lebenswelten: Viki, danke für das spannende Gespräch – und toitoitoi für deine Zukunft!

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