Beharrlichkeit ist der Schlüssel

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Alexandra Meissnitzer ist seit Oktober neue Markenbotschafterin der Salzburg AG. Im Zuge dieser Kooperation hat lebenswelten mit der zweifachen Weltmeisterin, Gesamtweltcupsiegerin und jetzige TV-Expertin zum Thema mentale Stärke gesprochen. Welche Fähigkeiten braucht es, um sowohl im Sport, als auch im Arbeitsalltag souverän zu bleiben.

Inhaltsverzeichnis

lebenswelten: Wie siehst du deine Rolle als Markenbotschafterin für die Salzburg AG?

Alexandra: Ich hoffe, dass ich gemeinsam mit der Salzburg AG einiges bewegen kann. Einerseits habe ich die große Freude, das Logo bei den Rennen zu tragen und damit das Unternehmen zu repräsentieren, aber das ist nur ein Teil unserer Zusammenarbeit. Gerade in bewegten Zeiten wie diesen ist es wichtig, mit den Menschen im Salzburger Land die Weichen für einen guten Weg in die Zukunft zu stellen. Es gilt vieles neu zu denken und hier ist das Miteinander entscheidend. Die Salzburg AG hat eine große Reichweite und spricht mit der Energiewende, der Versorgungssicherheit und vielem mehr wichtige Themen an. Ich glaube, dass wir es gemeinsam schaffen können, mit Botschaften sowie Informationen das Leben in vielen Richtungen zu gestalten.

 

lebenswelten: Im Bereich Spitzensport ist das Thema mentale Stärke natürlich besonders wichtig. Wie kann man dieses auf die Arbeitswelt übertragen?

Alexandra: Ich glaube, dass es oft keinen Unterschied macht, aus welchem Bereich wir kommen. Ob aus dem Sport, der Wirtschaft, der Politik, den Medien, woher auch immer – es geht um ähnliche Themen. Wir haben einen gewissen Anspruch, hohe Ziele. Wir brauchen den Mut, um groß zu denken und ein Team, das sich ergänzt. Und natürlich stehen wir alle unter einem gewissen Leistungsdruck, beruflich und auch privat. Wir stellen uns den Herausforderungen, nehmen sie an und versuchen sie bestmöglich zu meistern. Der Sport prägt hierbei sehr stark und die Menschen haben zu einzelnen Themen sofort Bilder im Kopf, das hilft bei Vorträgen, um die Verbindung herzustellen. Wenn ich sage, ich stehe bei Olympischen Spielen am Start, bin Topfavoritin und es geht um Gold – dann kann sich jede:r hier vorstellen, dass diese Situation mit Druck verbunden ist, Nervosität aufbaut und eine große Herausforderung ist. Und im Grunde ist das in unser aller Leben genauso.

Herausforderungen und Resilienz

lebenswelten: Du hast die Herausforderungen angesprochen: Es ist natürlich immer ein gutes Gefühl, wenn man Herausforderungen schafft, aber natürlich gibt es auch immer wieder Rückschläge. Wie gehst du damit um, wenn einmal irgendetwas nicht funktioniert?

Alexandra: Durchhalten! Wenn man scheitert, nicht aufgeben. Wir müssen wieder und wieder aufstehen, weitermachen. Auch in Interviews stelle ich immer wieder gerne die Frage: Was ist wichtig, um im Leben langfristig erfolgreich zu sein? „Erfolg“ meine ich dabei nicht im Sinne von Pokalen, Medaillen oder materiellen Dingen, sondern in Form von einer guten Lebensqualität. Hermann Maier hat z.B. geantwortet: „Beharrlichkeit ist der Schlüssel.“ Aus meiner Sicht sind Talent, Konsequenz, Disziplin und Ehrgeiz Grundvoraussetzungen. Um langfristig erfolgreich zu sein, braucht es Durchhaltevermögen. Wenn wir von etwas überzeugt sind, einfach weitermachen, das ist das Allerwichtigste.

Denn auch, wenn ich mehrmals scheitere, bin ich nach dem dritten Versuch an einem ganz anderen Punkt als beim ersten Mal. So entsteht die viel beschworene Resilienz. Oder vielleicht führt mein Weg schlussendlich sogar ganz woanders hin. Es ist ein Prozess.

 

lebenswelten: Gibt es in deiner Karriere einen Moment, indem du diese Resilienz benötigt hast?

Alexandra: Es gab und gibt nach wie vor viele Momente. Aber natürlich kommt mir sehr schnell meine schwere Knieverletzung in den Sinn. Ich war damals Weltranglistenerste, die Erwartungshaltung und der Druck waren sehr hoch, dann der Sturz. Dazu kam, dass die Verletzung nicht richtig ausheilen wollte  und ab diesem Zeitpunkt konnte ich die viel zitierte „Extrameile“ nicht mehr gehen. Wir waren zu diesem Zeitpunkt ein sehr starkes Team und ich durfte sehr schnell lernen, dass ich ersetzbar bin. Im Nachhinein bin ich sehr dankbar für diese Lektion, ich habe gelernt mich selbst nicht zu wichtig zu nehmen, zu reflektieren und mich zu fragen. „Wo liegt mein Fokus? Was brauche ich jetzt, damit ich wieder durchstarten kann?

Manchmal geschehen Dinge, die ich nicht ändern oder beeinflussen kann – sie kommen von außen, sind da. Es gilt, annehmen und akzeptieren, im Idealfall zu respektieren. Ich kann jedoch sehr wohl entscheiden, was ich aus einer Situation mache. Bin ich am Boden, sind anfangs die Schritte nach vor nur ganz klein, es geht hauptsächlich darum, mental in Bewegung zu bleiben. Oder vielleicht machen wir auch mal den berühmten Schritt zurück und sehen uns das große Ganze von außen an? Wir alle wissen, alles ist in Bewegung, verändert sich, es wird bestimmt wieder besser. Darauf dürfen wir vertrauen.

Alexandra Meissnitzer ©Salzburg AG
Als zweifache Weltmeisterin, Gesamtweltcupsiegerin und jetzige TV-Expertin hat Alexandra Meissnitzer Erfahrung mit herausfordernden Situationen. © Salzburg AG

Ziele & Motivation

lebenswelten: Und weil sich das Leben immer weiterentwickelt, braucht es auch neue Ziele. Worauf achtest du, wenn du dir Ziele setzt?

Alexandra: Ziele sind etwas sehr persönliches, individuelles und meist verschieden. Es gibt kein Rezept, das für alle funktioniert. Aber was ich – gerade jungen Menschen – mitgeben möchte: Denkt groß! Lasst euch nie einreden, dass etwas nicht geht. Habt Wünsche, Träume und Visionen! Die Frage ist immer, wo will ich hin – und die gesetzten Etappenziele zeigen Schritt für Schritt den Weg dorthin. Nur wenn wir hohe Ziele haben, werden wir unser volles Potenzial ausschöpfen. Wir lernen über den Tellerrand hinauszublicken, wir entwickeln dabei einen weiteren Horizont. Viele haben mein Ziel, Skirennläuferin zu werden, nicht verstanden, ganz im Gegenteil. Kaum jemand hat geglaubt, dass es klappt. Und trotz des ständigen Gegenwindes wusste ich: Das will ich machen, dafür kämpfe ich!

 

lebenswelten: Da spielt bestimmt auch die Motivation eine Rolle. Was motiviert denn dich ganz persönlich?

Alexandra: Für mich ist Motivation bis zu einem gewissen Grad eine gesunde Lebenseinstellung. Es geht darum, das Gute um sich herum wahrzunehmen. Wir neigen dazu, häufig das Schlechte zu sehen, dabei leben wir im Salzburger Land im Paradies. Motivation ist für mich verbunden mit innerer Freude. Viele setzen Freude und Spaß gleich, aber ich sehe das sehr differenziert. Natürlich ist es toll, wenn man Spaß im Leben, an der Arbeit hat. Und dennoch geht es um das „Warum“. Warum mache ich etwas, kenne dein Warum! So entsteht die bekannte intrinsische Motivation, das Feuer, die Begeisterung  kommt aus dem Inneren. Ich mache das, was ich mache, aus Überzeugung, weil es mir wichtig ist.

 

lebenswelten: Motivation hängt auch viel mit den Menschen um einen herum zusammen. Wie wichtig ist deiner Meinung nach ein starkes Team, wenn es um die Themen Motivation und Erfolg geht?

Alexandra: Wenn wir erfolgreich sein wollen, wird es allein schwierig. Wir brauchen ein Team, Menschen, die sich ergänzen, ob privat oder beruflich. Ich gebe gerne den Tipp: Umgib dich mit Menschen, die dich wachsen sehen wollen. Nur in einem Umfeld, das mich fordert und fördert, kann ich Höchstleistungen erbringen. Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, dass ich nicht alle mitnehmen muss und kann. Wenn Energien nicht zusammenpassen, ist es oft besser, bewusst zu wählen, wen ich mit auf den Weg nehme. Und auch wenn es nicht leichtfällt, manchmal gilt es, sich respektvoll und wertschätzend von anderen abzugrenzen.

Alexandra Meissnitzer ©Salzburg AG
Im Gespräch erzählt Alexandra Meissnitzer aus ihrer Erfahrung. ©Salzburg AG

Zusammenhalt und Veränderung

lebenwelten: Hat dir in deiner Erfahrung ein Team schonmal aus eine schwierigen Situation geholfen?

Alexandra: Natürlich, mehrmals. Nicht nur in meiner Zeit im Skirennsport. Gerade, wenn es schwierig wird, sollten wir doch Hilfe in Anspruch zu nehmen. Und hier führen viele Wege nach Rom. Ob ein Coaching, eine Therapie oder auch ein Besuch beim Energetiker etc., Hauptsache wir werden unterstützt und kommen dadurch voran. Selbstverständlich habe ich als Skirennläuferin professionelle Hilfe angenommen, um meine Leistung am Punkt X abrufen zu können und auch, um aus einem Tief wieder herauszukommen. Es gilt nur herauszufinden: Wer ist es, der mich unterstützen und voranbringen kann?

 

lebenswelten: Du hast die Veränderung angesprochen, aktuell ist unsere Gesellschaft stark im Wandel. Wie gehst du mit Veränderungen um?

Alexandra: Es kommt immer darauf an, ob die Veränderung von mir ausgeht oder sie einfach passiert, ich überrascht werde. Wenn ich das Privileg habe, selbst etwas zu initiieren, habe ich auf jeden Fall die Möglichkeit, mich darauf einzustellen und vorzubereiten. Mit ca. 30 Jahren wusste ich natürlich, dass meine Zeit im Spitzensport langsam zu Ende geht. Also kann ich mir Gedanken machen: Was mache ich danach? Welche Möglichkeiten, welche Leidenschaften habe ich, was begeistert mich? Dann setze ich dementsprechend neue Schritte und auch, wenn ein Abschnitt zu Ende geht, sollten wir eines nicht vergessen. Warum sollte die Phase, das Projekt, die Lebenszeit danach nicht noch besser werden?

Bei Veränderungen, die von außen kommen, ist eine gewisse Neugier, aber auch Gelassenheit wichtig. Ein Beispiel ist der aktuelle KI-Boom, der Umgang mit neuesten Technologien. Die Digitalisierung ist gekommen, um zu bleiben. Ob wir wollen, oder auch nicht. Das Leben überrascht uns immer wieder und nicht immer ist Veränderung gewünscht. Manchmal werden Entscheidungen für uns getroffen und wir haben damit umzugehen. Hierbei immer wieder diese Herausforderungen anzunehmen und offen zu sein für Neues, fällt nicht immer leicht. Dazu braucht es Mut. Aber vielleicht ist die neue Situation sogar eine große Chance.

 

lebenswelten: Abschließend noch eine ganz zentrale Frage – Was machst du in Stresssituationen, damit du gut damit umgehen kannst?

Alexandra: Ich habe, wie sicher viele, die diesen Artikel lesen, die Erfahrung gemacht, dass ich mich in schwierigen Situationen auf mich selbst verlassen kann. Das ist für mich wohl die wertvollste Erkenntnis, die ich aus meiner Zeit im Spitzensport mitnehmen durfte. Natürlich bin ich bei meinen Versuchen auch gescheitert, viele Male, sogar live im Fernsehen. Aber ich habe auch erfahren, dass es sich lohnt zu kämpfen, dranzubleiben. So entsteht Vertrauen und dieser Glaube an mich selbst hilft mir in intensiven Zeiten.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich alle Leser:innen einladen, dieses Vertrauen in sich selbst zu entdecken. Sich Zeit für sich selbst zu nehmen, für Körper und Geist. Vertrauen schafft Sicherheit und Wohlbefinden, Vertrauen beeinflusst maßgeblich unsere Entscheidungen. Auch wenn es nur kurze Momente im Alltag sind – die Schönheit der Natur zu sehen oder einfach mal das Handy weglegen, um für einen Moment durchzuatmen. Die meisten von uns haben Krisen bewältigt, zum Teil schwere Zeiten durchgemacht. Manchmal kommt uns einfach das Leben dazwischen, wir verlieren Menschen, die wir lieben, haben ein gebrochenes Herz oder sind beruflich gescheitert. Den seelischen Schmerz zu überwinden, wieder positiv in die Zukunft zu sehen, das macht uns zu dem, was wir sind. Der Glaube versetzt eben Berge.

Mehr Einblicke erhaltet ihr im Salzburg AG TV Interview mit unserer Markenbotschafterin. Von der Nachhaltigkeit, über Dancing Stars bis hin zu den Highlights 2025 beantwortet Alexandra Meissnitzer viele spannende Fragen:

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